Kintyre

Ausschnitt aus dem Reisebericht: „Whisky, Zelt und dünne Sohlen“

Bis ich Oban endlich mit dem Schiff in Richtung Kintyre verlassen konnte, blieben mir noch ein paar Stunden, die ich mit einem Besuch der berühmten Whiskydistillery ausfüllen wollte. Hier wird einer der Classic Malts gebrannt und abgefüllt, die in keinem Handbuch fehlen sollten.

Die Lage der Brennerei ist eher unscheinbar, und nur der Zufall würde bei fehlender Ortskenntnis auf den hohen Schornstein der Darre aufmerksam machen. Schon auf dem Flaschenlabel des vierzehnjährigen Single Malts wird auf des Landstrichs uralter Geschichte verwiesen. Sie begann mit den ersten nachgewiesenen Einwanderern vor 7.000 Jahren, die in einer Höhle Zuflucht suchten, die heute als die Distillery Cave bekannt ist.

Über eine Nebenstraße gelangt man ins Besucherzentrum, von dem aus die organisierten Besichtigungstouren durchgeführt werden. Für £2 erhielt ich eine wirklich erstklassige Führung durch die Brennerei. Vom Mälzen der Gerste zum Maischen des Malzes, über Vergärung und Destillation der Würze wurde ich Zeuge eines faszinierenden Vorganges, an dessen Ende ein aromatisches, durch die Lagerung in Sherryfässern rotgoldenes Getränk stand. Nachdem Auge und Nase bereits auf ihre Kosten gekommen waren, erhielt auch der Gaumen als krönenden Abschluß eine Probe vom „Wasser des Lebens“.

Gut gelaunt und voller Erwartungen, ging ich gegen Mittag an Bord das Schiffes, das beinahe pünktlich den schützenden Hafen verließ. Die Fähre passierte eine Reihe kleinerer Inseln, bis sie sich endlich nach zwei Stunden in den schmalen Sound of Islay schob. Jetzt hatte ich Sichtkontakt zu zwei der Whiskybrennerein, für die Islay so bekannt ist. Unschwer konnte ich Bunnahabhain und Caol Ila entziffern. Die Namen erinnern irgendwie an das Lallen von Säuglingen und kommen dem Sprechen mit schwerer Zunge sehr entgegen.

Auf der anderen Seite wurde meine Aufmerksamkeit von den Seehundbänken und bizzarren Felsen mit ihren Kormorankolonien jetzt auf die Paps of Jura gelenkt. Bei den sogenannten „Brüsten“ von Jura handelt es sich um zwei wohlgeformte Berge mit gut 700m Höhe, die sich mit einiger Fantasie ihres Namens würdig erweisen.